Salz im Aquarium

Salz wird gern als Problemlöser empfohlen. Guppys oder Mollys sterben – nehmt Salz; Saugwürmer bei Garnelen – nehmt Salz. Meistens folgt dann schnell der Rat Spülmaschinensalz zu verwenden. Der normal denkende Mensch wird jetzt erstmal ratlos schauen. Eine Zutat für Geschirrspüler ins Aquarium geben? Kann das stimmen? Die Antwort lautet Ja… und Nein, zumindest nicht einfach so.


Natürlich ist Geschirrspülersalz grundsätzlich geeignet. Sofern es wirklich hochreines Salz ist, was in den meisten Fällen der Fall ist. Da dieses Salz in der Spülmaschine dazu genutzt wird, eine Ionen-Enthärtung durchzuführen und somit das Geschirr vor Kalkrändern zu schützen, ist es in der Regel auch hochreines Natriumchlorid, also Salz. Es gibt aber durchaus auch eingefärbte Regenerationssalze für Spülmaschinen.
Allerdings sollte man vor einer Salzbehandlung des Aquariums auch sichergehen, dass alle Bewohner die Salzzugabe vertragen und auch die damit einhergehenden Parameteränderungen. Mit der Salzzugabe verändere ich massiv den Leitwert. Bereits geringe Salzbeigaben von ca. 2gr. pro Liter erhöhen den Leitwert von ca. 500µS auf über 6000µS.
Auf solche “Kleinigkeiten” weist aber meistens niemand hin. Wahrscheinlich ist es vielen die dazu raten nicht einmal klar. Einmal irgendwo gelesen, wird es gnadenlos weiterempfohlen. Was aber noch wichtiger ist: Man sollte absolut sicher sein, dass diese Behandlung auch die Richtige ist. Dazu muss man schon bei der Krankheitsbestimmung sehr sehr sicher sein. Falsche Diagnosen führen zu falschen Behandlungen und somit zum Gegenteil dessen was man erreichen wollte. Im schlimmsten Fall zu toten Bewohnern.

Um aber kurz festzuhalten: Wenn man sein Aquarium mit Salz behandeln möchte und weiß was man macht, dann ist der Einsatz von nicht eingefärbtem Regenerationssalz besser geeignet, als Tafel- oder Speisesalze aus dem Supermarkt. Diese enthalten zusätzlich schlechter lösliche Trennmittel, die uns im Aquarium nichts nützen.
Trotzdem sollte man eine Salzbehandlung nicht einfach so empfehlen. Jede Salzbehandlung führt zu einer Reizung der Schleimhäute der Fische. Außerdem wird das Bakterienmilieu beeinträchtigt. Gerade in relativ frisch eingerichteten Aquarien kann dies zu ordentlichen Änderungen in den biologischen Abläufen des Aquariums kommen. Zudem bleibt das Salz im Aquarium. Mit Teilwasserwechseln bekommt man immer nur einen Teil des Salzes wieder entfernt und es dauert somit sehr lange die Konzentration des Salzes auf Nahe Null zu senken. Durch etwaige Nachbehandlungen kann man so schnell auch das Salz in gefährlichen Dosierungen anreichern. Eine Kontrolle des Leitwerts ist daher sinnvoll.

Manche Fische oder Garnelen vertragen Salz deutlich schlechter. Dazu gehören meiner Meinung nach einige Hochzuchtgarnelen und Schmerlen. Auch viele absolute Weichwasservertreter sind gegenüber Salzzugabe empfindlich. Das ist aber verständlich, wenn man Tiere bei einem sehr niedrigen Leitwert hält und diesen durch die Salzzugabe plötzlich massiv erhöht.

Daher bitte Salzzugabe nicht empfehlen, wenn nicht genau klar ist, was im Aquarium los ist und ob die Salzzugabe sinnvoll ist oder nicht. Wer seine Tiere behandeln möchte, sollte diese möglichst in extra angesetzten Behältern baden. Meist reichen wenige Minuten um deutliche Verbesserungen zu bewirken.

Behandlung

Die Behandlung der Tiere im laufenden Aquarium möchte ich nicht empfehlen. Das kann zwar funktionieren, aber es gibt einige Risiken und sollte daher nur von erfahrenen Aquarianern gemacht werden, die wissen, wie man bei Problemen reagieren muss. Manche Aquarianer fahren ihre Becken tatsächlich unter dauerhafter Salzzugabe. Da reden wir aber meist von sehr geringen Dosierungen von 100 oder 200 mg/l. Dass kann gut funktionieren, kann aber je nach Bewohner und Pflanzen auch Probleme machen. Wer sich auskennt, kann da durchaus positive Effekte erzielen.

Ich verwende daher für solche Behandlungen in der Regel ein Quarantänebecken. Das ist in der Regel deutlich kleiner als das eigentliche Becken aber für einen begrenzten Zeitraum kann man das bei vielen Arten durchaus machen. Wichtig ist, dass in dem eigentlichen Aquarium keine Bewohner zurückbleiben. Bei den meisten Krankheiten in denen Salz hilft, verschwindet die Ursache (z.B. Saugwürmer) wenn keine Wirte zur Verfügung stehen. Bleibt ein Bewohner zurück, wird dieser die Krankheit bei der Rückkehr der anderen Bewohner schnell wieder weitergeben. Um da sicher zu sein ist allerdings die korrekte Diagnose entscheidend.

Aufsitzer auf einer Black Rose Garnele

Die letzte Behandlung die ich so durchgeführt habe waren Aufsitzer – oft auch als Saugwürmer bezeichnet – auf meinen Black Rose Garnelen. Dazu habe ich alle adulten Tiere in ein 12 Liter Becken gesetzt. Da meiner Erfahrung nach Junggarnelen eine dauerhafte Salzbehandlung schlechter vertragen, habe ich diese in ein separates Salzbecken kurz gebadet und danach in ein anderes Quarantänebecken gesetzt. Dem Becken mit den adulten Garnelen habe ich 3gr/l Salz hinzugegeben. Die Aufsitzer fallen dann innerhalb weniger Stunden ab. Da aber die Eier in den Tieren noch vorhanden sind, muss man die Behandlung länger durchführen oder wiederholen. Um den Stress niedrig zu halten habe ich die Garnelen also drin gelassen und den Salzgehalt über etwa 3 Wochen konstant gehalten. Erst dann habe ich beim Wasserwechsel nicht mehr nachgesalzen und so den Salzgehalt langsam wieder gesenkt bis der Leitwert des Wechselwasser mit dem im Aquarium übereinstimmte. Erst danach, also ca. 6 Wochen später, habe ich die adulten Tiere zurückgesetzt. Vorher gab es natürlich eine intensive Beschau auf eventuell noch vorhandene Aufsitzer. Die Junggarnelen habe ich im anderen Aquarium aufwachsen lassen und gut beobachtet. Auch hier traten die Aufsitzer nicht mehr auf.

Die Behandlung einzelner Tiere ist natürlich aufwendig. Hinzu kommt, dass die Gefahr besteht, dass auch andere Bewohner bereits nicht sichtbar befallen sind. In einem geeigneten Behälter vermischt man ca. 3 bis 30gr. Salz pro Liter (je nach Art und Krankheit). Dazu sollte man hochreines Salz verwenden. Wie oben angeführt sind die meisten Spülmaschinensalze ideal. Die Wassertemperatur sollte bei 25°C liegen. Damit kommen die meisten Bewohner zumindest temporär gut klar. Manche empfehlen auch noch leicht höhere Temperaturen. Das Wasser sollte idealerweise Osmosewasser sein. Steht das nicht zur Verfügung kann man auch destilliertes Wasser verwenden. Man kann das zu 50% mit dem Aquarienwasser aus dem Heimaquarium des Patienten vermischen.

Da man aber jetzt vom Ursprungsaquarium abweichende Wasserparameter hergestellt hat, kann ein schnelles Umsetzen der Patienten gefährlich sein. Daher sollte man das zu behandelnde Tier auf jeden Fall schon mal Temperaturmäßig anpassen. Eine Anpassung auf die geänderten Leitwerte wäre vielleicht auch sinnvoll, aber ich setze die Patienten direkt ins Salzbad. Das soll die Dauer der Behandlung möglichst kurz halten um den Stress für das Tier zu minimieren. Es ist aber wichtig, während der gesamten Behandlung die Tiere zu beobachten und bei eventuellen Schwierigkeiten sofort einzugreifen und die Tiere zurückzusetzen.

In der Regel sind 10min. der Wellness-Behandlung ausreichend. Etwas länger geht auch. Ich habe bisher meist um die 15min. baden lassen.

Beim Korrekturlesen ist mir jetzt aufgefallen, dass es so klingt, als ob ich das ständig mache. In ca. 40 Jahren, die ich jetzt mit kurzen Unterbrechungen, Aquarien gepflegt habe, habe ich das noch keine 5mal durchgeführt. In den meisten Fällen ist eine Salzbehandlung unnötig. Ideale Verhältnisse sind wichtiger, denn dann haben entsprechende Erkrankungen wenig Chancen. Es ist immer besser durch gute Haltung vorzubeugen, als zu behandeln. Und beim Kauf auf gesunde Tiere zu achten.