Plastik-Deko

Immer wieder lese ich in sozialen Medien, dass Plastik-Deko nicht ins Aquarium gehört und jeder der so etwas in seinem Becken hat, ein Tierquäler ist. Wer wirklich verantwortungsvoll Fische und Garnelen halten möchte, muss dies in möglichst naturnaher Art und Weise machen, so heißt es weiter.

Zuerst muss ich vielleicht anmerken, dass auch ich kein Freund von solcher Deko im Aquarium bin. Es entspricht nicht meinem Geschmack. Das ändert aber nichts daran, dass diese Deko in den meisten Fällen problemlos im Aquarium einsetzbar ist. Berichte über abgegebene Stoffe und ähnliches sind bei näherer Betrachtung entweder sehr häufig reine Vermutung oder sogar nicht haltbar. Die Schuld am Sterben von Tieren auf die Deko zu schieben ist oft einfacher, als eigene Fehler einzugestehen.

In einer Gruppe gibt es einen Thread, wo Fotos zu solchen Deko-Problemen gepostet werden können. Bei der Durchsicht fällt schnell auf, dass viele Kommentare unter den Bildern den übelriechenden Geruch schilderten. Da fast alle Bilder kein Gammeln der Deko zeigten, sondern schlicht und einfach massiven Algenbefall, zumeist Blaualgen bzw. Cyanobakterien, kein Wunder. Etwas erheitert habe ich auch Bilder von normalem Lochgestein in dieser Sammlung zur Kenntnis genommen. Auch dieses blau überwuchert und mit “Stinkt”-Kommentar. Das Lochgestein keinerlei Plastik enthält nur so nebenbei.

Es ist dabei aber für mich deutlich zu erkennen, dass in den meisten Fällen der Blaualgenbefall der Grund für den üblen Geruch ist. Diese Probleme allerdings auf die Deko zu schieben, ist wie das Katzenklo für den Gestank der Katzenkacke verantwortlich zu machen.

Es gibt auch Deko, die im Aquarium nichts zu suchen hat. Das ist aber nicht der Normalfall. Wenn tatsächlich die Farbe sichtbar abblättert, raus damit. Auch sind mache Farbkies-Varianten sicher nicht optimal. Wenn der Kies bei heißem Wasser ausfärbt, würde ich ihn auch nicht im Aquarium einsetzen. Natürlich hat man im Aquarium aber kein 70°C warmes Wasser.

In den meisten Fällen liegt das Problem woanders. Schon der massive Algenbefall deutet auf ein nicht richtig rund laufendes Aquarium hin. In vielen Fällen handelt es sich um Einsteiger in das Hobby und die daher die Blaualgen selber nicht erkennen. In einem Fall schilderte jemand, dass von seiner Deko die Farbe abblättert und diese sich überall im Aquarium ablagerte. Auch hier konnte man auf Bildern sehen, dass es keineswegs Farbe war, sondern Blaualgen. Aber natürlich sollte man im Zweifel auf Nummer Sicher gehen und die Deko entfernen.

Wenn dann kein Argument mehr übrig bleibt für die Plastik-Gegner, kommt spätestens der Hinweis auf die naturnahe Einrichtung und dass Plastik nicht in der Natur vorkommt. Zumindest sollte sie das nicht. Schaut man sich dann aber Aquarien der Personen an, sieht man alles, nur keine naturnahen Aquarien. Der Besatz kommt meist gemischt aus Asien und Südamerika. Die Pflanzen aus der ganzen Welt. Die Wurzeln aus dem heimischen Moor und die Steine sind das was gefällt. Die Habitate sehen in der Realität in der Regel völlig anders aus, als unsere Aquarien. Das fängt natürlich schon bei der Größe an. Ich kenne zwar nur heimische Biotope aus eigener Anschauung, aber Videos aus südamerikanischen Expeditionen (z.B. von JBL) zeigen dort z.B. so gut wie gar keine Pflanzen. Wir richten unsere Aquarien aber nach unseren Vorstellungen ein und nicht nachdem was im Habitat los ist. Und ob das Habitat tatsächlich das Optimum ist, oder ob z.B. Zwergbuntbarsche nicht stark bepflanzte Aquarien besser finden, weiß man ja auch nicht sicher. Ich bin mir aber relativ sicher, dass es Fischen in den meisten Fällen relativ egal ist, ob dort ein Stein liegt oder ein Plastikschiff.

Das die Deko Schadstoffe in nennenswerten Konzentrationen abgibt, hat bisher niemand nachgewiesen. Gern wird gesagt, es hörte auf, als ich die Deko rausgenommen habe. Dass dann auch ein großer Wasserwechsel gemacht wurde, erfährt man erst auf Nachfragen. Natürlich gibt alles im Aquarium irgendwo Stoffe an das Wasser ab. Das ist kaum zu bestreiten. Allerdings dürfte die Konzentration dieser Stoffe in der Regel unterhalb der Nachweisgrenze liegen. Vor allem, wenn man regelmäßig Wasser wechselt.

Plastik im Aquarium ist nichts Neues. In meiner gesamten Zeit als Aquarianer, immerhin schon ca. 40 Jahre, kenne ich Aquarien nur mit einem gewissen Anteil Kunststoff – mal mehr, mal weniger. Unsere Filter, Schläuche und vieles mehr besteht aus Hart- oder Weichkunststoff und ist oft über viele Jahre mit dem Aquarienwasser in direktem dauerhaften Kontakt. Es funktioniert problemlos. Es gab, und gibt sicherlich auch noch, ganze Aquarien aus transparentem Kunststoff. Viele Teichbesitzer lächeln über diese Diskussion, da deren Behältnisse oder die Teichfolie komplett aus Kunststoff sind.
Warum sollte das bei Dekorationen anders sein?

Es bleibt schlicht eine Frage des Geschmacks, ob ich geeignete Plastikdeko einsetze oder nicht. Und über Geschmack streitet man nicht. Fakt ist, der Einsatz von “guter” Plastik-Deko ist keine Tierquälerei. Leider erkannt man aber gute Deko nicht im Laden. Ob man also das Risiko eingehen möchte oder nicht, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Vielleicht sollte man sich eher Gedanken darüber machen, ob Nahrungsmittel in Plastikdosen aufzubewahren Sinn macht. Nahrungsmittel können deutlich andere pH-Werte haben, als “normales” Aquarienwasser und somit deutlich aggressiver gegenüber solchen Materialien sein. Das wäre aber ein ganz anderes Thema das mit dem Thema Aquaristik nichts zu tun hat und daher hier nicht behandelt wird.

Test Dekoration

Da ich aber immer auf eigene Erfahrungen wert lege und die meisten meiner Erfahrungen zu diesen Deko-Artikeln schon etliche Jahre zurückliegen, habe ich neben einer Spongebob-Figur, die ich von meinem Neffen bekommen habe, noch einen künstlichen Steinaufbau in einer Fressnapf-Filiale gekauft. Der Spongebob ist jetzt seit Ende November 2022 im Flur-Aquarium und der Steinaufbau seit dem 03.04.2023 in meinem Eck-Keilbecken. Ich werde hier immer wieder aktualisieren.

Der Spongebob zeigt bisher keine Auflösungserscheinungen. Allerdings ist er immer der Erste an dem die Algen zu finden sind. Daher wird er alle paar Wochen mal rausgenommen und gereinigt.

Das ist der künstliche Steinaufbau nach einer Woche. Es gibt bisher keine Veränderung. Noch nicht einmal kleinste Algenbeläge. Im Internet wird relativ häufig bereits von massiven Veränderungen an der Dekoration nach einer Woche berichtet. Davon kann bei mir schon mal definitiv keine Rede sein.

Auch Ende April zeigen sich keinerlei Veränderungen. In dem Aquarium sind neben einigen Red Muzel Tetra (Hyphessobrycon sp.) sind jetzt noch einige kleinste Apistogramma macmasteri Jungfische (aus dem letzten Wurf im Gesellschaftsbecken) im abgetrennten Bereich eingezogen. Allen Bewohnern geht es sehr gut. Keine Ausfälle.

Das Foto habe ich am 15. Mai 2023 gemacht. Nach anderthalb Monaten zeigt sich keinerlei Veränderung am Material selbst. Ein ganz leichter Kieselalgenbelag ist zu finden, das war es auch. Auch der Spongebob zeigt nach wie vor keine Veränderungen, obwohl dort mit den L260 Harnischwelse im Aquarium sind.

Auch der Spongebob, sieht Ende Mai 2023 noch genauso aus, wie am Anfang. Auf dem Foto habe ich ihn kurz vorher extra gereinigt, damit man die Farbe sehen kann. Man erkennt ja den leichten Blaualgenbefall an der Pflanze und der schlägt sich immer wunderbar am Spongebob nieder. Aber sowohl die Amanos, als auch die Macmasteri Jungfische kommen problemlos damit klar, wie auf dem Foto zu erkennen ist.
Im Becken mit dem Kunststein haben sich die Red Muzel Tetra ebenfalls bereits vermehrt, nachdem die Apistogramma Jungfische wieder ausziehen mussten in ein etwas größeres Becken. Bei den Apistogramma ist allerdings ein Jungfisch verschwunden. Das würde ich aber nicht der Deko zuschreiben, sondern als normalen Verlust bei der Aufzucht. Es gelingt nur sehr selten alle Jungfische groß zu bekommen. Ich wollte es aber nicht verschweigen.

Testende für Spongebob

Heute, am 14.07.2023, endet die Testphase für den Spongebob. Nach ca. 8 Monaten im Aquarium blättert auf der Rückseite die Farbe ab. Das Plastik weist nach wie vor keinerlei Abnutzungserscheinungen auf. Einen fauligen Geruch, wie er von anderen bei ähnlichen Dekorationen beschrieben wurde, konnte ich nicht feststellen. Trotzdem ist abblätternde Farbe für mich ein Ausschlusskriterium für die Nutzung im Aquarium. Ich konnte keine negativen Auswirkungen bemerken. Nach wie vor sind alle Bewohner topfit und auch die Jungfische wachsen und gedeihen. Jedoch erfüllt das Produkt damit nicht meine Qualitätsansprüche.

Man erkennt deutlich, dass es die Farbschicht ist, die sich hier löst. Auf der rechten Seite sieht man, dass die Farbe absteht. Bei der letzten Säuberung war davon noch nichts zu merken.

Der Plastikstein im Muzel-Zuchtaquarium ist nach wie vor tadellos in Ordnung und wird auch weiter im Aquarium bleiben. Dieser Test wird also fortgeführt.

Stand Oktober 2023

Der Spongebob ist noch im Juli ins Freie gezogen. Um die reine UV-Beständigkeit in emerser Haltung zu testen. Jetzt im Oktober ist noch keine klare Veränderung erkennbar. Die abblätternde Farbe auf der Rückseite ist nicht weiter verschwunden.

Der Dekostein im Muzel-Zuchtaquarium zeigt ebenfalls keine auffallenden Veränderungen, wenn man von leichtem Algenbefall absieht.

Stand Mitte November

Ich hatte Lust auf eine Veränderung und daher habe ich das Aquarium mit dem Dekostein umgestaltet. Die Muzel sind in ein richtiges Keilbecken umgezogen und dafür sind Perlhuhnbärblinge und CPO’s eingezogen. Ein paar Änderungen am Layout waren dann natürlich auch fällig. Der Stein ist aber drin geblieben und nach wie vor tadellos in Ordnung.

Die Perlhühner haben auch bereits mit der Vermehrung begonnen.

April 2024

Nach wie vor gibt es keine Veränderungen. Der Dekostein sieht aus wie am ersten Tag. Die CPO nutzen ihn als Kletterturm und die Bärblinge vermehren sich rasant. Ein Jahr Betrieb ohne irgendwelche Auffälligkeiten sind für mich genug aussagekräftig um die Deko als fürs Aquarium geeignet zu deklarieren.

Im Dezember ist mir noch aus Altbeständen eine Vase in die Hände gefallen, die ich eigentlich für eine Keramik gehalten hatte. Aber bei genauerem Hinsehen wurde mir klar, dass dies ebenfalls ein Kunststoff ist.

Ich habe das Teil dann in eins meiner 12 Liter Becken gesetzt. Das Becken ist mit Black Demon besetzt, die eigentlich irgendwann ausziehen sollten, aber natürlich habe ich immer ein paar Aquarien zu wenig. Und da ich eins der anderen 12 Liter Becken für eine Behandlung brauchte sind vor kurzem auch die Red Demon dort mit eingezogen. Auch diese Vase zeigt nach mittlerweile gut vier Monaten Betrieb keine Veränderungen.