Namenschaos

Auf dem Markt gibt es sehr viele verschiedene Garnelen zu kaufen. Oft handelt es sich gar nicht um eigenständige Arten, sondern reine Zuchtformen. Die Abgrenzung mancher Zuchtformen ist dabei manchmal für viele Menschen kaum nachzuvollziehen.

Als Beispiel möchte ich die Red Fire Garnele nennen, die rote Zuchtform der Neocaridina davidi. Für diese Zuchtform gibt es im Grunde mindestens vier verschiedene Namen unter der sie gehandelt wird.

Ursprünglich wurde sie als Red Cherry Garnele bezeichnet, allerdings fast zeitgleich – zumindest in Deutschland – eine etwas besser gefärbte Variante auch als Red Fire Garnele. In Deutschland wurden daher beide Namen in der Regel synonym verwendet. Der Unterschied in der Färbung war für viele auch kaum nachzuvollziehen.

Etwas später wurde dann eine deckend rot gefärbte Linie herausgezüchtet. Diese wurde als Sakura hierzulande angeboten. Durch Verpaarung mit anderen Zuchtformen kam später noch die Bloody Mary Garnele hinzu.

Ob dabei auch andere Neocaridina-Arten eingekreuzt wurden ist nicht ganz klar. Fakt ist, dass alle diese Farbformen untereinander vermehrbar sind.

Im Handel werden alle Namen verwendet, aber die Färbung der Tiere entspricht dabei nicht immer der namensgebenden Ursprungslinie. Am Anfang ist der Name der Zuchtform natürlich verkaufsfördernd. Schöne Fotos mit einem neuen Namen wecken Begehrlichkeiten. Viele wollen halt besonders schöne Tiere die möglichst nicht “jeder” hält. Das Problem ergibt sich dann bei den nächsten oder übernächsten Haltern. Diese vermehren die Tiere ohne echte Selektion und geben die Nachzuchten weiter. Oder es wird selektiert, aber die ausselektierten Tiere werden dann unter dem Liniennamen weiter verkauft. Das Ergebnis sind dann verwischte Abgrenzungen der Linien und unklare Namen.

Ich selber habe im Zoohandel schon zahlreiche rote Garnelen als Sakura angeboten gesehen, die aber in keinster Weise als deckend bezeichnet werden können. Selbst als Blood Mary habe ich Tiere gesehen, die für mich ebenfalls nicht besonders rot wirkten.

Bei den Bienengarnelen gibt es noch viel mehr Bezeichnungen für verschiedene Zuchtformen. Den Durchblick über diese Vielfalt haben nur wenige Halter. Einsteiger in das Hobby werden eher verwirrt.

Viele Züchter träumen davon eine eigene Zuchtlinie heraus zu züchten. Dafür werden verschiedenste Arten oder Zuchtformen zusammengesetzt. Der Vorteil liegt in der tollen Farbvielfalt und -qualität, die es mittlerweile im Hobby gibt.

Der Nachteil ist das absolute Namenschaos und das manche Farbformen sehr empfindlich sind. Ob man da schon an die Grenze zur Überzüchtung ankommt, wie es bei den Hundezuchtformen gesagt wird, möchte ich nicht beurteilen. Wir sollten jedoch aufpassen, dass in unserem Hobby diese Grenze nicht überschritten wird. Nicht alles was möglich ist, sollte auch gemacht werden. Aber meistens wird es gemacht – Hunde die kaum atmen können, Fische die nur schlecht schwimmen können usw. Ich hoffe, dass wir bei den Garnelen solche Zuchten nicht erleben werden. Weit entfernt scheinen wir allerdings nicht mehr zu sein.

ein verkürzter Carapax, so dass die Kiemen freiliegen, ist ein Zeichen von Überzüchtung. Solche Tiere sollten nicht zur weiteren Zucht verwendet werden.

Das Namenschaos werden wir nicht mehr los. Ich kann jedem Käufer von Garnelen daher nur raten, Tiere nicht per Versand zu kaufen, sondern die Tiere selbst anzuschauen. Kaufen sollte man die Tiere die einem gefallen … dabei ist nicht nur die Färbung entscheidend sondern auch der Zustand, also Verhalten und allgemeines Aussehen. Das würde ich allerdings generell bei Tieren raten.

Es wäre wünschenswert, wenn alle Halter Tiere die nicht der entsprechenden Ausprägung entsprechen auch nicht unter dem entsprechenden Namen weitergeben. Natürlich ist das völlig abwegig. Aber jeder Halter, der hiernach handelt, hilft das Namenschaos möglichst klein zu halten.