Die Krebspest
Bei dieser Erkrankung von Krebsen handelt es sich um wohl das wichtigste Thema bei der Haltung nord- und mittelamerikanischer Krebse. Jeder Halter von solchen Krebsen sollte das Thema kennen und danach handeln.
Krebse aus diesen Gebieten sind potentielle Überträger dieser Krankheit ohne selber ernsthaft daran zu erkranken. Krebse von anderen Kontinenten dagegen sterben in der Regel in relativ kurzer Zeit an der Erkrankung. Das betrifft also auch unsere einheimischen Krebse, z.B. den Edelkrebs, genauso wie die beliebten Cherax-Arten in der Aquaristik.
Kaufen von Krebsen
Leider wird das Thema Krebspest im Handel nicht immer ausreichend berücksichtigt. Viele Händler haben auch von Krebsen keine großen Kenntnisse, da für den Handel mit Wirbellosen in der Regel noch keine Sachkunde gefordert wird. Daher kommt es immer wieder vor, dass nordamerikanische Krebse mit anderen Scherenträgern zusammengesetzt werden. Das gemeinsame Halten von verschiedenen Krebsarten ist eh schon keine gute Idee, aber im Zusammenhang mit der Krebspest ist es eine richtig schlechte Idee.
Natürlich kann das gutgehen, wenn die amerikanische Art kein Träger ist. Leider sieht man das den Krebsen in der Regel nicht an. Selbst wenn die Krebse in getrennten Becken sitzen aber an einem Wasserkreislauf hängen, ist das Risiko genauso hoch, als ob sie im gleichen Aquarium sitzen.
Wie immer beim Kauf von Tieren gilt es also genau hinzuschauen. Beim geringsten Verdacht, dass in dem Geschäft nicht alles optimal läuft, würde ich vom Kauf absehen.
Die Mitarbeiter auf die nicht optimale Haltung hinzuweisen ist leider oft sinnlos. Ich bekomme immer die gleichen Antworten: “Machen wir schon immer so – war noch nie ein Problem” oder “Wir wissen schon was wir machen, das ist richtig so und gar kein Problem”.
Maßnahmen bei der Haltung
Wer nordamerikanische Krebse hält, wie z.B. den blauen Floridakrebs, CPO, Knabenkrebs oder die meisten anderen Zwergkrebse, sollte bei der Haltung ein paar wesentliche Dinge beachten.
Das Wesentliche ist, dass nichts aus den Aquarien mit nordamerikanischen Krebsen in andere Aquarien oder gar in freie Gewässer gelangen darf. Das betrifft nicht nur die Krebse, sondern auch das Wasser, Einrichtungsgegenstände, Pflanzen, Kescher – kurz wirklich alles. Die Krankheit kann sich über alles verbreiten. Warum das so ist, folgt später im Artikel.
Je Becken mit eigenem Equipment auszustatten ist aber generell sinnvoll.
Wasser aus diesen Aquarien darf nur über die Kanalisation entsorgt werden, wobei auch dort ein Restrisiko bleibt. Idealerweise gibt man das Wechselwasser für drei Wochen in einen Aufbewahrungsbehälter und entsorgt es erst dann. Zum Blumengießen in der Wohnung geht es auch. Dafür ist Aquarienwasser oft ideal.
Mittlerweile ist die Haltung von einigen der amerikanischen Krebse in Deutschland (komplette Liste) verboten. Dazu zählen die in der Aquaristik früher häufig gehaltenen Marmorkrebse und Louisiana-Flusskrebse. Ebenso verboten sind die Kamberkrebse, Viril-Flusskrebse, amerikanische Rostkrebse und Signalkrebse.
Natürlich müssen nicht alle amerikanischen Krebse diese Erkrankung haben. Es ist auch nicht gesichert, dass überhaupt alle amerikanischen Krebse wirklich Träger sein können. Aber nur durch Ansehen des Krebses kann man nicht feststellen, ob ein amerikanischer Krebs Träger ist oder nicht. Daher sollte man immer so handeln, als ob die Krankheit vorhanden ist. Das dient dem Schutz der einheimischen Krebse und der eventuell vorhandenen anderen Aquarienkrebse und sollte somit im Sinne jedes verantwortungsvollen Aquarianers sein.
Bereits 1859 wurde der erste Ausbruch der Krebspest in Europa dokumentiert. In Italien kam es zum Massensterben der einheimischen Arten. Zum damaligen Zeitpunkt gab es noch keine nennenswerte Aquaristik. Meist hielten nur im entsprechendem Themengebiet Forschende Fische in entsprechenden Behältern. Tropische Fische oder gebietsfremde Wirbellose konnten aufgrund der fehlenden Technik (Beheizung/Beleuchtung) nicht dauerhaft gepflegt werden.
Erkrankungsform
Die Krebspest ist eine Pilzerkrankung mit dem Eipilz Aphanomyces astaci und gehört zu den invasivsten Erkrankungen über alle Arten. Wirbeltiere – wie der Mensch – werden nicht befallen.
Amerikanische Krebse haben verschiedene Schutzmechanismen gegen diese Erkrankung entwickelt und können eine Erkrankung im gesunden Zustand so meist gut überstehen.
Nach einer Häutung oder beim Tod des bisherigen Wirts werden die Pilzsporen freigesetzt und diese bewegen sich selbsttätig durchs Wasser und suchen einen neuen Wirt. Dort heften sie sich an und bilden eine Zyste. Dann wird versucht das Exoskelett des Krebses zu durchdringen um in den Körper eindringen zu können. Bei vielen amerikanischen Krebse gelingt bereits diese Durchdringung nicht.
Vermutung: Bei dieser Schutzform dürften auch amerikanische Krebse wahrscheinlich keine Träger mehr sein, wenn sie ausreichend lange in Quarantäne waren. Wie lange diese Quarantäne dauern müsste, ist schwer zu sagen. Sofern kein erkrankter Krebs mit im Aquarium ist und somit nur freie Sporen vorhanden sind, dürfte ein Monat genügen. Das Problem ist, dass diese Theorie nur mit Laboruntersuchungen nachzuprüfen ist. Ob die Krebse Krebspestfrei sind, ist anders nicht sicher zu sagen. Daher sind die Vorsichtsmaßnahmen immer einzuhalten.
Wenn die Pilzspore es nicht schafft ins Körperinnere zu gelangen, stirbt sie nach ungefähr 5 Tagen ab.
Die amerikanischen Krebse haben aber auch weitere Schutzmechanismen entwickelt und teilweise wird immer noch untersucht, was ein wirksamer Schutz gegen diese Erkrankung ist.
Bei mehreren Krebsarten ist auch nachgewiesen, dass sie mit lebenden Pilzen, weiter existieren können und diesen Pilz auch übertragen können. Dazu gehört der Louisiana-Flusskrebs.
Fazit
Die Haltung von amerikanischen Krebsen sollte für verantwortungsvolle Halter kein großes Problem darstellen, sofern man entsprechende Maßnahmen einhält. Die Haltung der in Deutschland verbotenen Krebse scheidet natürlich aus. Dieses Verbot ist durchaus sinnvoll, da es bereits freilebende Populationen dieser Arten in Deutschland gibt. Weitere müssen zum Schutz der einheimischen Arten unbedingt vermieden werden. Und leider gibt es nicht nur verantwortungsvolle Halter, sondern durchaus auch solche, die die Tiere irgendwo aussetzen, weil sie sie nicht mehr haben wollen.