Caridina multidentata

Trivialname: Amanogarnele, Yamatonuma-Garnele

Synonym: Caridina japonica

Wirrwarr um die Namen

Sowohl beim wissenschaftlichen, als auch beim Trivialnamen gibt es für diese Garnele viel Verwirrung. Manche sagen, dass es sich um unterschiedliche Arten handelt. Nach meinem Wissensstand ist das jedoch nicht so. Es gab für diese Garnele eine Artenbeschreibung als Caridina japonica. Irgendwann wurde jedoch erkannt, dass Caridina japonica und Caridina multidentata die gleichen Tiere beschreibt und als ältere Beschreibung ist somit Caridina multidentata die gültige Bezeichnung.

Bei den Trivialnamen gibt es allerdings keine verbindliche Regelung. Im asiatischen Raum wird die Garnele ursprünglich als Yamatonuma-Garnele bezeichnet. Für Europäer ist dieser Name etwas ungewohnt auszusprechen. Als die Garnelen um den Jahrtausend-Wechsel herum in größeren Mengen in Deutschland erhältlich wurden, gelangten sie durch die Fotos von Aquascapes des Aquarienkünstlers Takashi Amano zu einem gewissen Ruhm. Diese Garnelen waren auch auf den meisten der Fotos mit abgebildet und schnell entstand dadurch der neuere Trivialname „Amano-Garnele“.

Folgt man hier den wissenschaftlichen Regeln wäre Yamatonuma-Garnele sicher die ältere Bezeichnung. Trivialnamen haben allerdings schon immer sprachenspezifische Namen bekommen. Als Beispiel nehmen sei hier das Pferd (Equus caballus) genannt, im englischen Horse, französich Cheval genannt. In Deutschland war Caridina multidentata vor der Einführung in die Aquaristik wohl nur sehr wenigen Spezialisten überhaupt bekannt. In den ersten Jahren gab es ausschließlich den Namen „Amano-Garnele“. Welchen Namen man nutzt ist sicher jedem selbst überlassen. Ich persönlich nutze lieber den älteren „deutschen“ Trivialnamen „Amano-Garnele“. Er ist einfacher auszusprechen, kürzer, einprägsamer und auch bekannter.

Aussehen

Auch bei den Amano-Garnelen werden die Weibchen größer als die Männchen. Der Unterschied ist bei adulten Tieren deutlich zu erkennen. Weibchen können um die 6cm erreichen, während Männchen eher bis zu 3,5cm lang werden.

Die größtenteils transparenten, oft leicht grünlich schimmernden Garnelen haben auf den Seiten ein braunes Punktmuster. Einzelne Punkte können auch Striche bilden.

Haltung

Amano-Garnelen sind sehr hart im Nehmen was die üblichen Wasserwerte angeht. Bei der Temperatur vertragen sie von 18°C bis 28°C eigentlich alles problemlos. Ich habe diese Garnelen sowohl viele Jahre bei 26°C gehalten, als auch im Zuchtkeller bei 20 bis 22°C. Auch KH und pH-Wert scheint relativ egal zu sein. Im 26°C warmen Gesellschaftsbecken lag die KH um 7 und pH bei ca. 7,6.

Alle Wirbellose reagieren sehr empfindlich auf Kupfer. Der Einsatz vieler Algenbekämpfungsmittel und ähnlichem ist daher gefährlich.

Ansonsten brauchen Amanos kaum etwas. Die Einrichtung scheint ihnen größtenteils egal zu sein. Etwas Algenaufwuchs und alles ist gut. Die Aquarienmindestgröße sehe ich bei einer Grundfläche von 50x30cm oder etwa 45 Liter.

Vergesellschaftung

Da die Garnelen etwas größer sind, lassen sie sich mit vielen Fischen gut vergesellschaften. Selbst in vielen Barschbecken klappt es. Allerdings würde ich bei größeren Barschen sehr vorsichtig sein. Bei mir waren über die Jahre diverse Fische mit im Becken, z.B. Guppys, Platys, Schwertträger und Regenbogenfische.

Mit anderen Garnelen oder Krebsen habe ich die Garnelen nie längerfristig zusammengehalten.

Im vielen Foren und auch allgemein im Internet wird immer wieder davon berichtet, dass Amanos auch mal gesunde Fische jagen, erbeuten und fressen. Auch wenn ich das nicht für unmöglich halte, glaube ich nicht, dass diese Berichte die komplette Situation erfasst haben. Ich habe diese Garnelen über 15 Jahre gehalten, teilweise auch in großen Stückzahlen und fast immer mit Guppys oder anderen Fischen gemeinsam. Auch heute halte ich diese Garnele in zwei Becken gemeinsam mit Fischen. An gesunde Fische sind sie bei mir nie gegangen. Auch an Nachwuchs konnte ich nie beobachten. Selbst bei bodenbewohnenden Ancistrus wurde der Nachwuchs nicht gejagt. Wenn man aber stark geschwächte oder verendende Fische im Aquarium hat, sieht die Sache ganz anders aus. Aber auch da gehen die Amanos in der Regel erst nach dem Tod an die Fischleiche.

Definitiv kann man sagen, dass die Erbeutung von gesunden lebenden Fischen nicht die Regel ist, sondern maximal eine seltene Ausnahme. Für mich tendiert das Risiko nahe Null. Auf dem Foto unten kann man sehen, dass ich meine Amanos aktuell im Gesellschaftsbecken halte – zusammen mit Dornaugen und jungen Apistogramma macmasteri. Ebenfalls im Aquarium sind diverse Bärblinge, L260 und Goldstripe Panzerwelse. Ich suche zwar regelmäßig einzelne Fische, weil sie nicht zu sehen sind, besonders die L260 und die Dornaugen, aber sie tauchen immer wieder auf. Auch in diesem Becken konnte ich keinerlei Übergriffe der Amanos bemerken und meine Befürchtungen in diese Richtung tendieren gegen Null.

Amano an Gurke auf Dornauge – Foto: Silvia Splettstößer

Zucht

Die Vermehrung in reinem Süßwasser ist nicht möglich. Es gibt zwar immer wieder einzelne Aussagen, dass mal eine der Larven durchgekommen sein soll, aber das dürften Interpretationsfehler sein. Nachgewiesene Vermehrungen im Süßwasser gibt es meines Wissens nach nicht.

Ein Weibchen trägt bis zu 3000 kleinste Eier mit sich herum, aus denen wirklich sehr kleine Larven schlüpfen. Diese benötigen neben salzhaltigem Wasser auch feinste im freien Wasser befindliche Algen zum Wachstum. Für einen Zuchtansatz sollte man ca. 20 bis 30gr. Salz pro Liter verwenden. Dabei ist drauf zu achten, dass die Verdunstung regelmäßig mit Leitungswasser ohne Salz wieder aufgefüllt wird, da sonst irgendwann der Salzgehalt zu hoch ist und die Larven versterben. Eine regelmäßige Kontrolle des Salzgehalts ist empfehlenswert. Die Temperatur habe ich auf 25°C eingestellt.

Die Algen sind da schon etwas schwieriger. Ich habe damals mit selbst gemischten Lösungen experimentiert. Genaue Rezepte habe ich nicht mehr parat, aber es waren Spirulinapulver, Trockenhefe, Liquizell und diverse feine Staubfutter dabei. Alles in einer wässrigen Lösung gut vermischt und mindestens über Nacht einweichen lassen und vor jeder Gabe immer ordentlich geschüttelt. Das Wasser sollte dabei immer eine deutliche Trübung haben, aber auch nicht zu viel. Eine relativ häufige aber sparsamere Fütterung sollte vorteilhaft sein.

Meine Aufzuchterfolge waren sehr überschaubar. Ich habe monatelang immer wieder Larven ins Aufzuchtbecken überführt und relativ wenige Garnelen groß bekommen. In den ersten drei Monaten gar keine und insgesamt vielleicht 100 oder 200 Tiere. Klingt natürlich schon nicht schlecht, aber bei wahrscheinlich mehr als 100.000 Larven in fast einem Jahr eher kaum der Rede wert.

Eins meiner damaligen Aufzuchtbecken mit fast abgabereifen Jungtieren. Ohne Bodengrund würde ich es heute nicht mehr probieren. Damals war das dem Versuch geschuldet, möglichst saubere Verhältnisse zu generieren. Ich denke, dass das Quatsch war – mit Bodengrund und Laub wäre sicher besser gewesen.

Wenn die Garnelen nach fertigen Garnelen aussehen, kann man sie ins Süßwasser überführen. Das hat bei mir so ca. einen Monat gedauert.

Die Zucht ist bei diesen Garnelen zumindest für mich also eher ein Misserfolg gewesen. Dass es anders funktionieren kann, zeigt der Erfolg einer kommerziellen Zuchtfarm hier im Ruhrgebiet. Die Fa. Rheingarnelen in Essen vermehrt Amano-Garnelen im großen Stil und bedient damit bereits einen sehr großen Teil des aquaristischen Bedarfs in Deutschland. Nachhaltigkeit pur und ein echter Erfolg für unser Hobby.

Externer Link: Besuch von Aquado-Zoo bei Rheingarnelen (YouTube)

Externer Link: Rheingarnelen