Poecilia reticulata

Der Süßwasserfisch schlechthin: Der Guppy. Oft als Anfängerfisch verpönt, ist er eigentlich ein sehr interessanter Bewohner.

Trivialname: Guppy

Vollständiger Artname: Poecilia reticulata, (Peters, 1859)

Synonyme: Lebistes reticulatus, Girardinus guppyi

Herkunft: ursprünglich Karibische Inseln, Mittelamerika

Aussehen

Der Guppy gehört zu den bekanntesten Fischen in de Aquaristik. Wahrscheinlich ist dieser Fisch sogar der Bekannteste und ist quasi das Aushängeschild im Bereich Süßwasser.
Der Grund liegt in erster Linie im attraktiven Aussehen. Die Farbenpracht ist ansonsten im Süßwasser eher unbekannt. Guppys sind farblich und auch in der Flossenform sehr variabel. Daher gibt es sehr viele Zuchtformen heutzutage. Bei den Bezeichnungen der Zuchtformen ist die Übersicht kaum noch zu gewährleisten.

Die Weibchen erreichen eine Länge von ca. 5 bis 6cm. Die Männchen bleiben kleiner. Während die Männchen besonders farbenfroh sind, bleiben Weibchen oft überwiegend grau.

Haltung

Guppys werden meist für härtere Wasserbereiche empfohlen. Nach meinen Erfahrungen kann man Guppy in fast allen Wasserhärten halten und vermehren. Die Anpassungsfähigkeit dieser Art ist enorm und ein Grund für die enorme Ausbreitung dieser Art. Selbst in Deutschland gibt es freilebende Populationen. Empfehlenswert ist trotzdem eine Haltung bei etwas höherer Härte und pH-Werten über 7. Für mich ideal ist der Bereich zwischen pH 7,5 und 8. Bei der Temperatur sind Guppys sehr tolerant. Als Wohlfühltemperatur wurden in wissenschaftlichen Tests 25°C ermittelt. Die Fische konnten in einem Aquarium mit verschieden temperierten Bereichen selbst wählen, wo sie sich aufhalten. Nach meinen Erfahrungen, vertragen Guppys durchaus auch Temperaturen knapp unter 20°C und knapp über 30°C für eine gewisse Zeit (Balkonteich). Empfehlen würde ich den Bereich zwischen 22 und 28°C. Nach meiner Erfahrung fühlen sich Guppys in Gruppen deutlich wohler. Ich empfehle daher die Haltung von mindestens 4 besser 5 Tieren. Im Idealfall sollte die Anzahl der Weibchen die der Männchen übersteigen. Reine Männchenhaltung ist nach meiner Meinung ebenfalls nicht ideal. In reinen Männerbecken kam es bei mir zu Balzverhalten der älteren Männchen den Jüngeren gegenüber.

Vor allem bei neu erworbenen Guppys ist die Wasserqualität enorm wichtig. Viele der Fische stammen aus Großzüchtereien. Teilweise werden die Tiere dort wohl sehr steril gehalten. Durch die Änderungen der Bedingungen, den Transportstress usw. sind Guppys gerade in der Anfangszeit sehr anfällig. Im heimischen Aquarium kommen sie dann mit ihnen bisher unbekannten Bakterien in Kontakt und können schnell erkranken. Grundsätzlich gilt dies natürlich für alle Aquarienbewohner, aber gerade bei Lebendgebärenden ist es scheinbar häufiger.
Um dies zu vermeiden ist es aber definitiv gut, wenn man auf die Wasserqualität besonders achtet. Die Zugabe von Huminstoffen, Erlenzapfen, Seemandelbaumblättern und auch Wasseraufbereitern ist gerade in der Anfangszeit wichtig. Mindestens wöchentliche Teil-Wasserwechsel sollten dazugehören.

Wenn die Anfangsphase überstanden ist, gehört der Guppy zu den recht einfach zu haltenden Fischen. Wie bei allen Fischen gehört aber die Beobachtung der Tiere und das Ergreifen geeigneter Maßnahmen zu den normalen Aufgaben der Halter. Bei der Aquariengröße sind etwas größere Becken ab 100m Kantenlänge mit etwas größeren Beifischen, besser geeignet als 54 Liter Aquarien. Dort kommt es sonst oft zu einem Überbesatz (Siehe Vermehrung)

Die Ernährung ist recht einfach. Guppys fressen nahezu jedes angebotene Futter, was ins Maul passt. Wie immer gilt es abwechslungsreich zu füttern um die Tiere vital und gesund zu halten.

Männchen bei der Nahrungsaufnahme an der Wasseroberfläche

Vermehrung

Der Guppy ist auch als Millionenfisch bekannt. Das liegt an der sehr guten Vermehrbarkeit. Guppy-Männchen sind 99% der Zeit auf der Suche nach einem paarungsbereiten Weibchen. Das Männchen versucht dann sein Gonopodium in das Weibchen einzuführen. Wem das von anderen Spezies jetzt bekannt vorkommt und sich wundert weil Fische ja Eier legen und die Befruchtung dort in der Regel außerhalb des Körpers erfolgt, der hat Recht. Guppys gehören zu den Lebendgebährenden. Das bedeutet, das Weibchen bringt lebende Jungfische zur Welt. Das Männchen hat eine, zum Geschlechtsorgan umentwickelte, Afterflosse – das Gonopodium.

Trotzdem sind Guppy eierlegende Fische. Da sich dies natürlich widerspricht, folgt eine kleine Erklärung. Das Weibchen legt die Eier in einer Bauchtasche. Dort erfolgt dann auch die Befruchtung durch den Samen des Männchens. Weibchen die einmal befruchtet wurden, können den Samen speichern und so mehrere Eiablagen befruchten. Die Eier entwickeln sich bis zum Schlupf im Körper des Weibchens und sind so gut gegen Fressfeinde geschützt. Wenn die Nachkommen schlüpfen verlassen sie auch die Mutter und sind sofort auf sich allein gestellt.

Die Entwicklung der Eier dauert ca. vier Wochen. Es gibt aber auch Berichte mit Tragzeiten bis zu 2 Monaten. Den Zeitpunkt des Gebären abzuschätzen ist meist nicht einfach möglich. Manche Weibchen ändern kurz vor dem Schlupf ihr Verhalten, andere nicht. Auch der Trächtigkeitsfleck an der Afterflosse ändert sich nicht immer gleich. Die Anzahl der schlüpfenden Jungfische liegt in der Regel zwischen 30 und 80 Tieren.

Hier ist der Trächtigkeitsfleck gut zu erkennen. Die leicht orangene Färbung kommt von den, sich im Körper entwickelnden, Eiern. Auf dem Foto ist es nicht gut zu erkennen, aber in der direkten Ansicht konnte man einzelne Eier erkennen.

Daher sollte jeder Guppy-Halter vorher wissen, wohin mit dem Nachwuchs. Verkaufen lassen sich Guppys oft nicht besonders gut, da durch die Vermehrbarkeit ein Überangebot besteht. Der Handel kauft meist keine Guppy aus privaten Haltungen, da dabei zu oft Krankheiten mit eingeschleppt wurden. Farbenfrohe Hochzuchten bilden da eine Ausnahme, sofern sie aus reinen Stämmen stammen.

Zwei ca. 14 Tage alte Jungfische

Die geschlüpften Fische entwickeln sich recht schnell. Bereits nach 14 Tagen können sie eine Länge von einem Zentimeter erreichen. Dies ist aber auch stark von der jeweiligen Zuchtform abhängig. Kleinere Formen wachsen nicht ganz so schnell. Nach dem Schlupf sind die Jungen sofort auf sich allein gestellt und werden auch von älteren Artgenossen oder auch den Eltern gejagt und gefressen.
Mit vielen feinfiedrigen und schwimmenden Pflanzen kommen aber viele durch. Das kann schnell zu Überbesatz des Aquariums führen. Sind noch andere Fische mit im Aquarium kommen viel weniger Jungfische hoch. Das gar keine durchkommen ist aber eher selten.

Zuchtformen

Koi Kohaku-Guppy

Diese Guppy-Zuchtvariante erinnert durch die weißlich-rote Färbung stark an die Kois aus Teichen. Die Besonderheit ist hier, dass das Zuchtziel nicht hauptsächlich die Männchen sind, sondern die Weibchen. Das Zuchtziel liegt in einer intensiven roten Färbung des Kopfbereichs und des Körperendes mit der Schwanzflosse. Der Bereich dazwischen soll möglichst silbrig-weiß sein.
Das Weibchen auf dem oberen Foto ist nicht ideal gefärbt. Der Kopfbereich ist an den Kiemendeckeln nicht rot und die Schwanzflosse ist nicht durchgefärbt, sondern hat einen transparenten Rand. Um die Farben besonders schön wirken zu lassen, ist die Auswahl der passenden Beleuchtung entscheidend.

Empfindlichkeit

Sehr oft wird über Guppys, aber auch andere Fische, berichtet, die schnell nach dem Einsetzen ins heimische Aquarium das Zeitliche segnen. Im Internet liest man dann regelmäßig, dass die Guppys bei den Züchtern quasi in Antibiotika großgezogen werden und daher zu Hause beim Kontakt mit den ersten Bakterien diesen nichts entgegen zu setzen hätten.

In den meisten Fällen kann diese Aussage nicht verifiziert werden. Das ist so und Punkt. Und genau das ist es leider nicht. Grundsätzlich ist es natürlich so, dass die meisten Großzüchtereien ihre Stämme möglichst steril halten. Das ist auch sinnvoll wenn man viele Tiere nachziehen möchte. Antibiotika aber dauerhaft zu geben würde aber das Gegenteil bewirken. Zudem ist Antibiotika auch nicht preiswert. Es wird aber selbstverständlich auch dort benutzt – bei Krankheitssymptomen, aber nicht dauerhaft. Was aber wohl tatsächlich häufiger gemacht werden soll, ist eine leichte Salzzugabe. Auch diese ist in der Regel nicht notwendig.

Der Transportstress von Asien hierhin sorgt bei allen Fischen für eine gewisse Anfälligkeit. Daher sind tote Zierfische bei oder kurz nach dem Transport eine Begleiterscheinung dieser Praxis. Die Ausfallrate liegt heutzutage jedoch meist nur noch im einstelligen Prozentbereich. Diese positive Entwicklung liegt allerdings weniger am bewussten Tierschutz, als an der Wirtschaftlichkeit. Trotzdem kommt es häufig vor, dass die Fische beim Großhändler dann erkranken und dort behandelt werden müssen. Jede Behandlung ist aber auch eine zusätzliche Belastung. Nach der Genesung werden die Fische weiter an den Handel verkauft und dort an die Endkunden. Das gilt aber wie gesagt für alle Fische, die aus weit entfernten Gegenden der Welt stammen.

Warum gelten Guppys dann als “empfindlich”, wenn es doch alle Fische betrifft. Guppys gehören zu den Einstiegsfischen. Jeder Anfänger fängt quasi mit diesen Fischen an. Leider schätze ich, dass die Mehrheit davon, sich über die Aquaristik nicht annähernd informiert und erst wenn die Fische tot sind, wird geschaut was Sache ist. Natürlich ist aber auch die Massenzucht ein Aspekt, der sicher nicht optimal gesunde und vitale Tiere hervorbringt. Am Ende ist es wohl die Summe vieler Aspekte.

Nach meinen Erfahrungen sind Guppys nur wenig empfindlicher als andere Importe. Bei der richtigen Handhabung hat man keine Ausfälle. Als Einsteigerfisch würde ich sie aber tatsächlich nicht mehr bezeichnen.

Der Endkunde ist schuld

Die Händler sind nicht schuld an der Empfindlichkeit der Lebendgebärenden, sondern der Endkunde, der die Fische immer billiger kaufen möchte und damit die Züchter dazu zwingt, die Tiere in zu vollen Becken immer schlechter zu halten und diese deswegen mit Antibiotika aufzuziehen. “

Diese Aussage im Internet bei einem sozialen Netzwerk kam auf, als es um Guppys ging, die nach dem Umsetzen relativ schnell das Zeitliche segneten. Nach dieser Logik ist also der Käufer schuld, da er preiswerte Fische haben wolle. Ich habe an dieser Stelle die Diskussion nicht aufgenommen, aber es fiel mir sehr schwer. Das man als Kunde natürlich das meiste und beste Produkt für sein Geld bekommen möchte, ist wohl selbstverständlich. Umgekehrt ist es ja genauso. Der Händler möchte auch möglichst viel Geld für das Produkt. Hersteller versuchen immer preiswerter zu produzieren. In der Industrie nennt man das Gewinnoptimierung.
Hier ist der erste Irrtum bei der obigen Aussage zu finden. Nicht der Endkunde bestimmt den Preis, sondern “der Markt”. Hersteller setzen die Preise so an, wie sie ihr Produkt loswerden.

Also zwingt nicht der Kunde die Züchter zu irgendetwas, sondern die Züchter sich gegenseitig. Dies einem uneinsichtigen Züchter erklären zu wollen, überstieg aber an diesem Tag meine Motivation.
Der Kunde geht in den Zooladen und kauft das was da ist. Das dies nicht optimal ist, ist ein eigenes Thema. Aber die wenigsten Käufer würden die Fische nicht kaufen, wenn sie etwas teurer wären. Zumindest wenn das Preisniveau überall ähnlich ist. Der Beweis für diese These: In einem großen Zoofachgeschäft in meiner Nähe kosten die Guppys einen ganzen Euro mehr, als in der Baunmarktfiliale um die Ecke und auch in anderen Geschäften im Umkreis. Trotzdem verkauft das Zoofachgeschäft viel mehr Guppys als die Anderen zusammen. Wenn der Preis so ausschlaggebend wäre, wäre das sicher anders.

Den Endkunden verantwortlich zu machen, dass Züchter die Fische zu eng halten müssen und daher Antibiotika benötigen, ist eine Argumentation, die diverse Verbrecher vor Gericht nutzen, in dem sie die Opfer selbst schuld nennen. Aus gutem Grund ist diese Argumentation heute bestandslos.
Mal ganz abgesehen davon, dass der Grund nicht im Preisdruck liegt, sondern schlicht in der höheren Produktivität = Gewinnoptimierung.

Der Endkunde kann auf den Züchter keinen Zwang ausüben. Allerhöchstens die Gemeinschaft der Käufer könnte dies, indem der Großteil der Käufer keine Guppys über Preis X kauft. Das gibt es aber nicht. Denn einzelne Zuchtformen werden ja zu Preisen von 20€/Paar und mehr gekauft.

Woran liegt es also, dass die Preise so niedrig sind? Das nennt man freie Marktwirtschaft. Es gibt viele Großzüchtereien, vor allem in Asien, also ein großes Angebot an Guppys. Die Käuferanzahl ist begrenzt. Das bewirkt zusammen ein größeres Angebot, als Nachfrage besteht. Die Folge ist, dass der Preis sinkt, denn der Züchter, der seine Tiere dem Großhandel am günstigsten anbieten kann, verkauft seine Tiere eher als die Konkurrenz. Dabei spielt der Endkunde gar keine Rolle, denn zunächst bleiben die Preise für den Endkunden stabil. Den höheren Gewinn streicht der Händler ein. Erst wenn das Überangebot beim lokalen Handel bemerkbar wird, senkt auch der lokale Händler die Preise um mehr Guppys zu verkaufen. Der Endkunde nimmt das natürlich gern an. Welcher Endkunde bezahlt auch gern mehr als notwendig? In einem umkämpften Markt versuchen aber alle Hersteller möglichst günstig zu produzieren. Die Folge sind nur manchmal halt auch für den Endkunden ein Problem.

Und um es klar zu sagen, diese Verallgemeinerung in der ursprünglichen Aussage ist schlicht falsch. Nicht alle Züchter betreiben Druckzucht mit allen Mitteln.

Hierzulande ist die kommerzielle Guppyzucht für den Massenmarkt kaum wirtschaftlich zu betreiben. Im Gegensatz zu den asiatischen Züchtereien können wir hier die Tiere nicht unter freiem Himmel in Betonbecken züchten. In Südostasien sind die Temperaturen ganzjähig über 25°C, mit Ausnahme von Gebirgslagen. Dort kann man also die Fische in große Teiche oder Betonbecken züchten. Die Energiekosten sind somit extrem niedrig im Vergleich zu Deutschland. Das sind bei anderen Kostenfaktoren ähnlich aus. Der Nachteil liegt natürlich in den hohen Transportkosten, die aber pro Fisch relativ niedrig ausfallen. Daher gibt es in Deutschland eher Liebhaberzuchten und Hochzuchtformen.