Neue Tiere verboten
Am 07.08.2025 trat eine Erweiterung der Liste von invasiven Arten von unionsweiter Bedeutung in Kraft. Diese Erweiterung betrifft die Aquaristik meiner Ansicht nach massiver, als die bisherige Liste. Neu aufgenommen mit Bedeutung für die Süßwasseraquaristik wurden der Kalikokrebs, die Paradiesschnecke und der Yabby. Wissenschaftlich also Faxonius immunis, Marisa cornuarietis und Cherax destructor. Der Kalikokrebs hat […]

Am 07.08.2025 trat eine Erweiterung der Liste von invasiven Arten von unionsweiter Bedeutung in Kraft. Diese Erweiterung betrifft die Aquaristik meiner Ansicht nach massiver, als die bisherige Liste.
Neu aufgenommen mit Bedeutung für die Süßwasseraquaristik wurden der Kalikokrebs, die Paradiesschnecke und der Yabby. Wissenschaftlich also Faxonius immunis, Marisa cornuarietis und Cherax destructor.
Der Kalikokrebs hat in der Aquaristik so gut wie keine Rolle gespielt. Dagegen gehört der Yabby und vor allem seine Zuchtformen bei Krebshaltern zu den beliebtesten Arten. Während der Kalikokrebs in Deutschland zu den invasivsten Krebsarten gehört und sich sehr schnell verbreitet, ist mir vom Destructor bisher keine freilebende Population in Europa bekannt. Das Gleiche gilt für die Gefährdung einheimischer Arten durch Krankheitserreger. Der Kalikokrebs ist ein potentieller Verbreiter der Krebspest, die für europäische Arten zu 100% tödlich ist.
Der Cherax dagegen ist bisher als Überträger von für unsere Krebsarten absolut tödlichen Krankheiten nicht bekannt. Interessanterweise sind Cherax-Arten genauso anfällig für die Krebspest wie unsere einheimischen Arten. Da in Europa mittlerweile die amerikanischen Krebse die Hauptmasse an Krebsen stellen, dürfte die Gefahr durch Cherax-Arten somit sehr gering ausfallen.
Die Paradiesschnecke gehört mindestens seit den 70ern zu den bekanntesten Schnecken im Aquarium. Allerdings oft nicht zu den Beliebtesten. Sie trägt ihren Spitznamen „Rasenmäher“ nicht zu Unrecht und frisst nahezu alle Aquarienpflanzen komplett weg. Gelangt sie in Biotope, werden diese in recht kurzer Zeit massiv geschädigt und in manchen Biotopen in Europa ist sie dauerhaft überlebensfähig.
Verbot und Auswirkung
Die drei Arten sind daher ab dem 07.08.2025 verboten. Verboten sind Einfuhr in die EU, Verkauf, Weitergabe und auch die Haltung.
Vielfach wir behauptet, dass der Abverkauf von Restbeständen erlaubt sein. Das stimmt, unterliegt allerdings strengen Regelungen. Bis zum 07.08.2026 ist der Verkauf der Arten noch erlaubt. Allerdings nur einzeln, da die Vermehrung sicher verhindert werden muss.
Bei der Haltung gibt es eine länger geltende Ausnahme. Wer bereits Tiere der Liste vor dem Verbot gehalten hat, darf diese bis zum natürlichen Lebensende weiterhalten, sofern sichergestellt ist, dass die Tiere sich nicht vermehren oder entkommen können.
Das bedeutet, ab sofort dürfen die Tiere nur noch einzeln und in sicher verschlossenen Aquarien gehalten werden.
Das endgültige Verbot der Haltung tritt dann abhängig von der Alterserwartung der Tiere in Kraft. Bereits jetzt dürfen keine neuen Tiere mehr eingeführt werden. Paradiesschnecke und Kalikokrebs haben eine Lebenserwartung von 3 Jahren, der Yabby maximal 8. Das bedeutet, dass ab dem 07.08.2028 keine Paradiesschnecken oder Kalikokrebse mehr vorhanden sein dürften und ab dem 07.08.2033 dann auch der Yabby.
Selbstverständlich gilt das nur für Tiere die entsprechend alt sind. Wer im nächsten Jahr sehr junge Tiere hält, verstösst gegen das Gesetz.
Strafen
Wie immer ist jeder selbst für seine Taten verantwortlich. Es gibt immer Menschen, die meinen, ein Verbot ist Unsinn und sich darüber hinwegsetzen wollen. Bei der Haltung verbotener Arten meinen viele Halter, dass sie es besser wüssten – was auch tatsächlich so sein kann – und das Risiko erwischt zu werden sehr gering ist.
Man sollte allerdings bedenken, dass die Strafen unter Umständen recht hoch ausfallen können, theoretisch bis zu 50.000€, und im schlimmsten Fall sogar noch Schadensersatzansprüche anfallen können, wenn z.B. nachgewiesen wird, dass die eigenen Tiere in ein nahe liegendes Gewässer entkommen sind.
Wie hoch das Risiko ist, sollte jeder selber bewerten. Mir geht es nur um die Informationen.
Einschätzung
Beim Kalikokrebs und bei der Paradiesschnecke kann ich der Einschätzung als Gefahr durchaus folgen. Vor allem der Kalikokrebs ist eine enorme Gefahr für unsere einheimischen Ökosysteme.
Beim Destructor dagegen verstehe ich die Einschätzung derzeit überhaupt nicht. Freilebende Populationen sind nicht bekannt. Die Gefahr der invasiven Vermehrung sehe ich schon aufgrund der Krebspest als nicht gegeben an. Aber meine Ansicht ist vielleicht aufgrund fehlender Informationen falsch. ich gehe davon aus, dass bei der Beurteilung Experten im Boot waren, die deutlich bessere Einsichten in die Ökologie haben als ich. Ich hoffe noch genauere Informationen dazu zu erhalten.