Muzel Salmler
Der Red Muzel Tetra ist wohl die interessanteste Neuentdeckung der letzten Jahre
Wissenschaftlicher Name: Hemigrammus sp. “Red Muzel”
Synonyme: Hyphessobrycon sp. “Red Muzel”
Herkunft: Brasilien (Mato Grosso)
Publikationen:
Als kostenfreie PDF-Version: Ein neuer Salmler – aquaristik 5/2024 (Externer Link)
Ein neuer Salmler
Die Definition “Neu” ist hier relativ zu sehen. Mitte 2021 tauchten diese Tiere erstmalig im Großhandel auf und erregten schnell einiges an Aufmerksamkeit. Spätestens mit dem interessanten Video auf dem YouTube-Kanal “MartinsFische” wurden sie dann auch im Hobby einer breiten Masse bekannt.
Der Preis für diese wunderschönen Salmler ist auch heute noch nur als hoch zu bezeichnen. Ich habe meine Zuchtgruppe für 20 Euro pro Tier in der Zoobox in Remscheid gekauft. Es wurden und werden aber teilweise noch höhere Preise verlangt. Privat liegen die Tiere derzeit meist zwischen 7 und 10 Euro, in Onlineshops fängt es meist bei 10 Euro an. Langfristig dürften sich die Preise auf dem Niveau anderer Salmler einpendeln.
Als ich die Tiere im Laden gesehen habe, habe ich nicht lange überlegt. Die Präsentation der Fische war hervorragend. Im Ganzen ist das Geschäft einen Besuch wert. Die Beleuchtung brachte die Rottöne so leuchtend hervor, dass mir keine Wahl blieb und ich mir schnell eine kleine Gruppe einpacken ließ. Zu Hause kamen die Tiere in ein Quarantänebecken mit normaler LED-Beleuchtung – also kein WRGB. Auch wenn die Färbung der Tiere deutlich weniger spektakulär ist als bei WRGB sind es trotzdem beeindruckend schön gefärbte Salmler.
Zuordnung
Im Handel werden die Tiere als Hyphessobrycon sp. geführt. Frank Schäfer schrieb allerdings schon zur Einführung der Tiere hierzulande, dass die Gattungszuordnung zumindest noch nicht feststeht und die Tiere eventuell auch Hemigrammus zugeordnet werden könnten. Ebenfalls in dieser Quelle wurde bemerkt, dass der Ichthyologe Flavio Lima von der Universidade Estadual de Campinas (Brasilien) die Erstbeschreibung der Art in Arbeit haben soll. Leider ist da aber bisher noch nichts Weiteres bekannt geworden.
Quelle: AquariumGlaser (Externer Link)
Nach meinen Beobachtungen und Recherchen gehe ich davon aus, dass dieser Fisch zur Gattung Hemigrammus gehört, da das wichtigste Unterscheidungsmerkmal der beiden Gattungen die Beschuppung der Basis der Schwanzflosse (Caudale) ist. Bei Hyphessobrycon wäre diese Basis unbeschuppt. Da meiner Ansicht nach die Basis jedoch voll beschuppt ist, bleibt als Zuordnung nur Hemigrammus.
Haltung
Als recht neuer Fisch finden sich nur relativ wenig Infos zu dieser Art. Aufgrund der Herkunft kann man aber davon ausgehen, dass dieser Fisch eher zu den Weichwasserarten gehört und eher etwas wärmeliebender ist. Zunächst stellte ich die Wasserwerte daher auf eine KH von 5 und einen pH von etwa 7 ein. Die Temperatur wählte ich mit 25°C auf einen von den meisten tropischen Fischen gut verträglichen Wert ein. Bei der Temperatur würde ich bei der Empfehlung sogar etwas niedriger ansetzen. Die Zucht gelang bei etwa 23 bis 24°C. Vermutlich werden aber auch Temperaturen bis 30°C vertragen, da die Lufttemperaturen im Herkunftsgebiet ganzjährig über 30°C liegen.
Etwas überrascht hat mich jedoch die hohe Toleranz der Muzel für pH-Wert Änderungen. Einen Teil der Jungtiere setze ich in ein Gesellschaftsaquarium, dass zwischenzeitlich einen pH-Wert von 7,2 hatte. Auch das funktionierte ohne irgendwelche Probleme. Trotzdem empfehle ich die Haltung zwischen 22 und 25°C, bei niedriger KH und einem pH-Wert unter 7.
Am Anfang wirkten die Fische sehr scheu und zogen sich sofort zurück, wenn sich irgendjemand dem Becken näherte. Das änderte sich erst nachdem ich die Gruppe mit eigenen Nachzuchten aufstockte. Für mich ist daher eine Gruppengröße von min. 10 Tieren notwendig. Die Beckengröße sollte mindestens 96 Liter (60*40*40cm) betragen, besser noch etwas mehr. Eine Gruppe von 20 bis 30 Tieren in einem 100*40cm Aquarium halte ich für ideal. Zusätzlich sollte das Becken gut Struktur bieten, damit die Fische ihre Kleinstreviere abstecken können. Es bietet sich an, den Hintergrund üppig zu bepflanzen und im Vordergrund freien Schwimmraum anzubieten. So können sich die Tiere in Angstsituationen schnell in der dichten Bepflanzung verstecken.
Ernährung
Am Anfang gingen meine Muzel nur an Lebend- und Frostfutter. Nach kurzer Eingewöhnung zeigte sich dass sie echte “Fressbacken” sind. Jedwedes Futter wurde angenommen. Auch wenn Sandkörner runterrieselten wurde probiert, ob man das essen kann. Besonders interessant ist es, sie beim fressen von auf der Oberfläche schwimmendem Futter zu beobachten. Dann wird blitzartig nach oben gestossen, um sofort wieder runter zu schwimmen. Die Geschwindigkeit die die Salmler dabei an den Tag legen ist beachtlich.
Für Aquascaper ist allerdings entscheidend, dass dieser Salmler auch an Pflanzen geht. Allerdings äußerst moderat und nur an bestimmte Pflanzen. Bei mir verschwanden Wasserlinsen (allerdings leider nicht alle) und die Hydrocotyle tripartita. Auch am Moos wurde ordentlich gezupft. Weicht man auf andere Pflanzen aus, war zumindest bei mir keine weitere Beschädigung zu bemerken.
Vergesellschaftung
Bei mir habe ich die Fische in verschiedenen Becken ausprobiert. Mit adulten Zwerggarnelen funktionierte es wunderbar und mit Panzerwelsen (bei mir Green und Gold Stripe) auch. Mit anderen friedlichen freischwimmenden Arten gab es ebenfalls keine Probleme. Ebenfalls mit Apistogramma macmasteri sofern das Becken genug Platz zum Ausweichen bietet. Bei größeren Buntbarschen würde ich vom Versuch abraten, genauso wie bei anderen größeren Fischen, bei denen andere Fische zum Beuteschema gehören.
Geschlechtsunterscheidung
Die Unterscheidung bei halbwüchsigen Tieren ist recht schwierig. Bei adulten Tieren sind die Weibchen kleiner und dafür intensiver rot gefärbt. Da die Tiere aber in der Färbung variieren ist diese Unterscheidung in der Praxis nicht immer sicher durchführbar.
Zucht
Zur Zucht werde ich hier zu einem späteren Zeitpunkt noch ausführlicher schreiben. Die Zucht ist relativ einfach möglich und bereits bei einigen Züchtern hierzulande gelungen. Ich habe dieses Zuchtprojekt etwa ein Jahr lang betrieben und in mehreren Zuchtansätzen ca. 100 Muzel groß gezogen. Da ich nicht auf Masse züchte, sondern ausschließlich auf Gelingen, kann man das einen soliden Erfolg nennen. Es sollte relativ einfach sein, diese Menge an Nachzuchten deutlich zu erhöhen.
Weiteres
Die Zuchtgruppe und ein paar letzte Nachzuchten – insgesamt 15 Tiere – sind jetzt in ein Gesellschaftsaquarium eingezogen. Zum Einen für weitere Beobachtungen, aber in erster Linie weil meine Frau das so wollte. Die Farbklekse wollte sie unbedingt im Wohnzimmeraquarium haben. Tja und natürlich habe ich das dann gern umgesetzt. Happy wife, happy life.