Garnelensterben

Die Ursachen bei Garnelensterben sind oft unklar.

Artikel überarbeitet, Erstveröffentlichung in Heft 5 vom 02.05.2007

Mögliche Ursachen und Erste Hilfe

Immer wieder berichten Garnelenhalter von plötzlichen Massensterben bei den Garnelen in ihren Aquarien. Meist ist ihnen die Ursache völlig unklar und es wird auf eine Krankheit getippt.

In den allermeisten Fällen ist eine spontan auftretende Krankheit jedoch auszuschließen. Natürlich gibt es Krankheiten bei Garnelen und diese enden zu einem hohen Prozentsatz tödlich, aber gerade in stabilen Aquarienstämmen ohne Neubesatz ist die Wahrscheinlichkeit für eine Krankheit als sehr niedrig anzusehen.

Meist liegen die Ursachen in den Umgebungsparametern.

Die häufigste Ursache ist die Wasserqualität. Viele Garnelenarten reagieren bereits auf geringe Ammoniakkonzentrationen. Durch den Abbau von organischem Material entsteht im Aquarium Ammonium, als Vorstufe zu Nitrit und Nitrat. Liegt der pH-Wert über 7 wandelt sich ein Teil des Ammoniums in Ammoniak um. Je höher der pH-Wert desto größer der prozentuale Anteil des Ammoniak.

Fällt jetzt in einem Becken mehr organischer Abfall ( Pflanzen-, Futterreste, Ausscheidungen) an, steigt der Ammonium- an und damit auch der Ammoniakwert. Dies kann sich unter Umständen relativ schnell wieder absenken, aber auch die kurze Zeit kann bereits fatale Auswirkungen haben. Gerade die Bienen- und Tigervarianten haben sich hier als äußerst anfällig erwiesen.

Diese Vergiftung kann die Garnelen zum einen recht schnell umbringen, zum anderen aber auch Schädigungen bewirken die erst Tage später zum Ableben der Tiere führen.

Von daher sollte man bei diesen Garnelen besonders auf  vorbeugende Maßnahmen achten:

  • Nach Möglichkeit sollte der pH-Wert nicht über 7 liegen.
  • Bei Werten über 7 noch häufigere Wasserwechsel durchführen
  • Sehr sparsam füttern
  • Absterbende Pflanzen-reste entfernen
  • Größere Mulmansammlungen absaugen

Generell ist eine gute Wasserhygiene, also Wechselintervall und –menge, eine Hauptvoraussetzung für vitale Garnelen. Durch die Wasserwechsel wird auch die Keimbelastung des Wassers klein gehalten, was auch richtigen Krankheiten entgegenwirkt. In wenigen Fällen liegt die Ursache aber im Leitungswasser begründet, z.B. wenn die Wasserwerke zu Desinfektionszwecken dem Wasser Chlor zugeben. Wer sicher gehen möchte setzt daher auf entsprechend aufbereitetes Osmosewasser.

Natürlich gibt es aber auch Ursachen, die unabhängig vom Wasserwechsel sind.

Ein immer wieder vorkommender Fall ist das plötzlich auftretende Sterben kurz nach dem Einsetzen neuer Pflanzen. Meist stammen diese Pflanzen dann aus Großgärtnereien. Dort wird das Aufwachsen oft mit hoher Düngung unterstützt. Diese Düngemittel haften dann noch eine ganze Weile an der Pflanze und geben die Stoffe dann wieder ans Aquarienwasser ab. Garnelen reagieren auf die Reststoffe ( oft hoher Kupferanteil im Dünger ) sehr schnell und es kommt zu einem Massensterben.

Verhindern lässt sich das, indem man neue Pflanzen über mindestens eine Woche im Eimer mit täglichen Wasserwechseln wässert und so die Düngerreste ausspült.

Auch neue Wurzeln können solche Effekte auslösen. Generell sollte alles Neue, was ins Becken kommt, sorgfältigst gereinigt werden. Wurzeln ausreichend vorwässern mit regelmäßigen Wasserwechseln.

Leider gibt es aber auch immer wieder Fälle, wo die Ursachen nicht eindeutig geklärt werden können. Meist gibt es zwar Vermutungen, aber keine eindeutige Klärung.

Teilweise wird der Bodengrund als mögliche Ursache benannt. Gerade bestimmter kunststoffummantelter Kies wird in dem Zusammenhang häufig genannt. Definitiv bewiesen ist ein Zusammenhang aber nicht.
Auch eine Anreicherung von Schadstoffen im Bodengrund, die dann tödliche Konzentrationen erreichen, könnte zu Todesfällen führen.

Ein häufig diskutierter Punkt sind oxalsäurehaltige Pflanzen. Es wurde regelmäßig über solche Massensterben berichtet, nachdem bestimmte Pflanzen abgestorben sind, oder umfangreiche Beschneidungsaktionen durchgeführt wurden. Eigene Versuche u.a. mit Anubia bartherii sind allerdings allesamt ohne Ausfall verlaufen.

Auch verfüttern viele Züchter Spinat, welcher ebenfalls Oxalsäure enthält. Da die Berichte aber doch relativ häufig sind, liegt der verdacht nah, dass dort ein Zusammenhang besteht. Ob die Oxalsäure nur bei bestimmten Umgebungsparametern letale Wirkung zeigt oder weitere Bedingungen eine Rolle spielen ist leider nach wie vor unklar.

Interessant wären zu diesen ungeklärten Punkten groß angelegte Versuchsreihen, welche aber im privaten Rahmen nur schlecht zu realisieren sind. Alleine der Platzbedarf für die Testaquarien sprengt bei den meisten Aquarianern wohl den Rahmen. Von den Kosten wollen wir gar nicht erst reden.

Eine andere Auswirkung ist das nächtliche Sterben von Garnelen. Hier wird meistens berichtet, dass jede Nacht einige Garnelen sterben. Tagsüber treten dagegen keine bzw. fast keine Todesfälle auf.
Die logischste Ursache wäre in dem Fall ein Sauermangel. Nachts verbrauchen die Pflanzen zusätzlich Sauerstoff und dadurch könnte der Sauerstoffgehalt eine kritische Grenze erreichen. Seltsamerweise wird aber der Sauerstoffgehalt meistens ausgeschlossen, da die Becken sehr oft mit Luftheber betrieben wurden.

In diesem Fall würde ich auf einen zu hohen CO2-Wert tippen. Nachts produzieren Pflanzen CO2 und verbrauchen Sauerstoff. Stark bepflanzte Aquarien können daher nachts schon mal den Kohlenstoffdioxid-Wert nach oben treiben. Ist dann noch eine CO2-Anlage ohne Nachtabschaltung in Betrieb können doch sehr hohe Werte auftreten. Bei den Fischen kann man den Zustand an der schnelleren Atemfrequenz erkennen. Die Tiere können nicht genug CO2 an das Wasser abgeben. Es reichert sich im Blut an und behindert so den Sauerstofftransport. Im Extremfall kommt es zum Erstickungstod.

Natürlich ist auch dass nur eine Vermutung. Da mir aber eine andere Ursache die nur nachts wirkt nicht logisch erscheint, würde ich in dem Fall mit grundlegenden Maßnahmen beginnen.

Die erste Maßnahme ist ein 80%iger Wasserwechsel. Dabei sollte man nach möglichen Sauerstoffzehrern suchen. Verrottende Pflanzenreste, größere Mulmansammlungen ( auch hinter dem Filter ), usw. und die Einstellungen der CO2-und Sauerstoff-Versorgung überprüfen.
Ein besonderes Augenmerk sollte man dabei auf den Bodengrund richten. Gerade bei Kiesböden befindet sich viel organisches  Material, welches beim Abbau viel Sauerstoff verbraucht.

Natürlich gibt es auch „echte“ Krankheiten. Aus meiner Erfahrung würde ich diese Fälle allerdings bei deutlich unter 5% sehen. Reine Zuchtstämme sind dabei auch so gut wie gar nicht betroffen. Am ehesten bekommt man bei Wildfängen krankheitsbedingte Probleme. Haltungsfehler können allerdings auch zu echten Krankheiten führen, bzw. deren Ausbruch begünstigen. Latent vorhandene Krankheitserreger nutzen dann den geschwächten Zustand der Garnelen aus.

Zum Thema Krankheiten gibt es auch eine spezialisierte Internetseite von Michael Wolfinger. Hier erhält man auch fundierte Hilfe in solchen Fällen:

Externer Link: www.crustakrankheiten.de

Erste Hilfe

Generell ist ein sehr großer Wasserwechsel bei solchen Problemen eine gute Maßnahme, sofern sicher ist, dass nicht das frische Wasser das Problem verursacht.

Eine Kontrolle der wichtigsten Parameter mittels Streifentest gibt schnell Aufschluss über Härte, pH-Wert, Nitrit, Nitrat und Chlor. Sind diese Werte sowohl beim Aquarium als auch beim Wechselwasser in Ordnung? Chlor sollte definitiv nicht nachweisbar sein. Nitrat nicht über 50mg/l liegen, bei Garnelen besser deutlich niedriger. Nitrit ist bei Garnelen zwar weniger gefährlich als bei Fischen, aber auch hier sollte der Wert nicht nachweisbar sein. Ebenso lässt sich erkennen ob das Wasser von der Härte und dem pH-Wert für die Bewohner geeignet ist. Ich war schon oft überrascht wie oft bereits diese Grundlage der Haltung nicht eingehalten wird. Anhand von KH und pH lässt sich auch der CO2-gehalt berechnen. Auch dieser sollte nicht so hoch sein. Ich würde 20mg/l als Grenze ansehen. Aquascaper gehen zwar da auch schon mal höher, aber bei Problemen mit den Tieren ist ein niedriger CO2-Wert zu bevorzugen.

Etwas unterschätzt ist oft das Nachdenken. Neue Gegenstände im Aquarium? Erstmal raus damit. Filtereinstellung verändert? Rückgängig machen. Was wurde sonst verändert?

Das Überprüfen der technischen Einstellungen, wie beim nächtlichen Sterben schon geschrieben, macht auch immer Sinn. Bei Problemen können auch Wasseraufbereiter hilfreich sein. Das Einbringen von Seemandelbaumblättern (auch andere übliche Laubsorten) und Erlenzapfen schadet in der Regel auch nicht.

Im Grunde kommt es immer auf die Halter an. Nur die Halter sind vor Ort, können beobachten, wissen was an ihrem Becken gemacht wurde und entsprechende Maßnahmen einleiten. Hilfe aus dem Internet ist für die Helfer schwierig zu leisten. Niemand hat das ganze Bild und oft wird geraten. Manchmal auch völlig daneben getippt.

Die beste erste Hilfe setzt daher vor den Problemen an. Informieren und entsprechende Bedingungen schaffen. Das vermeidet nicht jedes Sterben, aber sicher die meisten Fälle.

Fazit:

Wie schon gesagt, liegen die Ursachen für Massensterben im allergrössten Anteil an äußeren Einflüssen. Leider sind die Ursachen dabei nicht immer eindeutig zu bestimmen, da es noch viele unbekannte Einflüsse gibt.

Ein Großteil der Probleme lässt sich durch häufige Wasserwechsel mit entsprechend reinem Wasser vermeiden. Auch Krankheiten werden durch zu geringe Wechselintervalle begünstigt, da dabei auch die Keimbelastung steigt.

Die Spätfolgen bei Vergiftungen machen leider einen Großteil der Probleme aus. Selbst nachdem die die Ursache beseitigt ist und man die bestmöglichen Maßnahmen  eingeleitet hat, hört das Sterben nicht sofort auf. Durch Schädigungen der Garnelen können diese noch 14 Tage später sterben. Vor allem die nächste Häutung nach solchen Ereignissen ist besonders kritisch.

Je eher man eingreift, desto größer ist die Überlebensrate. Die Empfindlichkeit der einzelnen Arten gegenüber bestimmten Stoffen ist durchaus unterschiedlich. Bienen-Varianten sind meistens deutlich empfindlicher als Neocaridina-Arten. Die unempfindlichsten Garnelen scheinen Amanos zu sein.

Der Fokus bei der Betrachtung in diesem Artikel liegt bei den Zwerggarnelen. Großarm- und Fächergarnelen sind nicht berücksichtigt worden.