Anubias und Garnelen

Bereits in der Anfangszeit des Garnelenbooms kam es hin und wieder zu Berichten, über Garnelensterben in Verbindung mit Pflanzenschneidaktionen. Auch bei durchaus versierten Züchtern der Garnelen. Es wurde damals relativ schnell vermutet, dass Anubias-Arten beim Schneiden etwas ans Wasser abgeben, was für den Tod der Garnelen verantwortlich ist.

Bereits 2006 wurde dann über die Oxalsäure spekuliert, da Anubias, genauso wie Cryptocorynen, diesen Stoff bei Beschneidungen an das Wasser abgeben.
Das Oxalsäure definitiv nicht gut für Garnelen ist, darüber ist man sich in den Diskussionen meistens einig.
Das aber im Aquarium allein durch Gärtnern kritische Konzentrationen erreicht werden können, bezweifeln allerdings auch die meisten Aquarianer, die sich mit dem Thema beschäftigt haben. Versuche meinerseits, die ich 2006 oder 2007 durchgeführt habe, konnten die Todesfälle durch Anubias nicht bestätigen. Ich hatte bereits vorher in vielen meiner Aquarien auch Anubias und auch heute habe ich noch Anubias bartheri nana in meinem Fluraquarium gemeinsam mit Amanos und Cryptocorynen in meinen anderen Garnelenbecken. Bisher hatte ich weder in normaler Haltung, noch in den Versuchen ungeklärte erhöhte Sterberaten.

Kristallnadeln

Jetzt habe ich auf Aquamax eine interessante weitere Ausarbeitung zu dem Thema gefunden: Externer Link: Anubias giftig für Garnelen?

Bernd Kaufmann, der Autor dieser Seite, hat sich deutlich tiefer als die meisten anderen mit dem Thema beschäftigt. Auch mir hat er da natürlich einiges voraus. An dieser Stelle möchte ich betonen, dass ich Bernd als absoluten Experten ansehe und größten Respekt vor ihm und seiner Arbeit habe.

Seine Erkenntnis, dass diese Pflanzen Kristallnadeln aus Calciumoxalat, bei Verletzungen abgeben, ist, zumindest in der Aquaristik, nahezu unbekannt. Die entsprechenden Mikroskop-Fotos auf seiner Seite fand ich höchst bemerkenswert.

Ob allerdings tatsächlich diese Kristallnadeln der Grund für die berichteten Garnelensterben waren, kann ich noch nicht ganz nachvollziehen. Dass diese Nadeln sicher Schäden verursachen und auch Garnelen töten können, ist absolut plausibel für mich. Die Berichte, die mich bzw. das Garnelenforum damals erreichten, sprachen oft von recht großen Ausfällen in kürzester Zeit bis zum Verlust des gesamten Stamms. Solche Ausfälle hätten dann zumindest in Ansätzen reproduzierbar sein müssen.

Viele damalige Züchter beschäftigten sich mit der Frage und niemand konnte in diesen Versuchen bestätigen, dass die Anubias beim Beschneiden zum Garnelensterben geführt hat. Selbst die Züchter, die einen solchen Fall erlebt hatten, konnten es nach eigenen Aussagen nicht reproduzieren. Allerdings haben die meisten, die entsprechenden Pflanzen nicht mehr in Garnelenbecken eingesetzt. Ich selbst habe Anubias und Cryptocorynen in vielen meiner Becken eingesetzt. Nach den ersten Berichten war ich durchaus alarmiert und habe überlegt, ob ich bei meinen Stämmen eventuell solche Vorfälle gehabt haben könnte. Sicher ausschließen konnte ich das nicht, den auch bei mir gab es natürlich mal Schwierigkeiten inkl. von Sterben von einigen bis vielen Garnelen. Ich war mir aber sicher, dass ich regelmäßig diese Pflanzen beschnitten hatte ohne irgendwelche Ausfälle und das bei diversen Garnelenarten.

Also habe ich damals zwei kleine bereits lange laufende 25 Liter Aquarien, die normalerweise als Ausweichbecken für Zucht oder Quarantäne dienten, mit Anubias bartheri und Cryptocoryne wendtii gut gefüllt. Da diese Pflanzen mit relativ wenig Licht klar kommen, hatte ich sehr viele dieser Pflanzen in meiner Zuchtanlage verteilt. Ca. eine Woche später setzte ich in jedes der beiden Versuchsbecken 10 Red Fire Garnelen. Der Test lief dann über ca. 3 Monate mit sehr intensiven Beschneidungen. Erst ganz vorsichtig und zuletzt tatsächlich sehr intensiv. Leider finde ich von diesem Test keine Fotos mehr. Ist halt lange her und ich nicht der Ordentlichste. Ich konnte aber damals keine Ausfälle (zumindest erinnere ich mich an keine) beobachten, stattdessen vermehrten sich die Garnelen gut. Da auch andere Züchter zu den gleichen Erkenntnissen gekommen sind, habe ich das Thema daher für mich als “nicht zutreffend” deklariert. Die Erkenntnisse von Bernd bringen mich aber wieder zum Nachdenken.

Für mich deutet das Ganze daraufhin, dass die Pflanzen nicht als alleinige Ursache in Frage kommen. Welche weiteren Faktoren aber notwendig sind, konnte bisher nicht ermittelt werden. Viele Halter pflegen ihre Garnelen mit Anubias im Becken und es gibt nur relativ selten Berichte über Todesfälle, die sich nicht auf andere Parameter zurückführen lassen.

Trotzdem sind die Erkenntnisse von Bernd nicht von der Hand zu weisen und man sollte dies bedenken. Seinem Fazit kann ich mich daher nur anschließen. Etwas Vorsicht schadet sicher nicht, Angst vor diesen Pflanzen ist jedoch auch nicht angebracht.